Das Studium in Deutschland
Die Universitäten in Deutschland spielen seit langem eine bedeutende Rolle im kulturellen Leben. Die älteste Hochschule in der Bundesrepublik, die Universität Heidelberg, wurde 1386 gegründet. Dann folgte 1388 die Universität in Köln. Universitäten waren damals klein, sie hatten meist nur etwa 200 Studenten. Um 1620 gab es an allen Universitäten zusammen nur 800 Studenten.
Heute gibt es so viele Jugendliche, die studieren wollen, dass in manchen Fächern Zulassungsbeschränkungen eingeführt werden, z.B. für Medizin, Jura und Psychologie. Das Abitur eröffnet nach wie vor den Zugang zu allen Studiengängen. In den zulassungsbeschränkten Studiengängen erfolgt die Auswahl der Abiturienten durch Aufnahmegespräche, Tests oder durch bestimmte Noten im Abiturzeugnis.
Das akademische Jahr besteht in Deutschland aus zwei Semester, dazwischen liegen Semesterferien. Insgesamt dauern die Veranstaltungen eines Jahres 7 Monate. In der vorlesungsfreien Zeit bereiten sich die Studenten auf Referate, Scheine oder Prüfungen vor. Manche machen auch Praktika oder arbeiten bei einem Betrieb.
In der Gestaltung ihres Studiums sind die deutschen Studenten traditionell recht frei. Zwar werden für zahlreiche Studiengänge Lehrpläne empfohlen und Zwischenprüfungen verlangt, doch können die Studenten in vielen Studiengängen noch immer über die Wahl von bestimmten Fächern und Lehrveranstaltungen selbst entscheiden.
In den meisten Bundesländern verwaltet die Studentenschaft ihre eigenen Angelegenheiten selbst. Die studentische Selbstverwaltung nimmt in der Regel das Studentenparlament als „Legislative“ und der Allgemeine Studentenausschuss (AstA) als „Exekutive“ wahr.
Studiengebühren werden an den Hochschulen der Bundesrepublik nicht erhoben. Wenn die Studenten oder ihre Eltern die Kosten für den Lebensunterhalt nicht aufbringen vermögen, können sie nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) von 1971 Förderungsbeträge erhalten. Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen der Eltern.
Für die soziale Betreuung der Studenten bestehen an den Hochschulen Studienwerke. Sie betreiben Mensen (Studentenrestaurants) und Wohnheime.
Die stärkste Säule des Hochschulwesens sind die Universitäten und ihnen gleichgestellte Hochschulen. Das Studium an diesen Hochschulen wird mit der Diplom-, Magister- oder Staatsprüfung abgeschlossen. Danach ist eine weitere Qualifizierung bis zur Doktorprüfung (Promotion) möglich.
Die Fachhochschulen vermitteln vor allem in den Bereichen Ingenieurwesen, Wirtschaft, Sozialwesen, Design und Landwirtschaft eine stärker praxisbezogene Ausbildung, die mit einer Diplomprüfung abschließt. Fast jeder dritte Student wählt heute diesen Hochschultyp.
Die Bildungspolitik hat die Hochschule weiten Bevölkerungsschichten geöffnet. Bund und Länder sind auch sehr daran interessiert, dass Ausländer an deutschen Hochschulen studieren. Rund 76000 waren es 1991. Der Staat fördert dieses Studium als Beitrag zur internationalen Verständigung.